Sarajevo

Heute sind wir früh los, um einen Platz auf dem tollen Platz auf dem Berg in Sarajevo zu bekommen. Geklappt hat es leider trotzdem nicht, so stehen wir nun am Flughafen. Der Platz ist wirklich hübsch, das hätten wir hier gar nicht erwartet.

Die Tour war anstrengend. Anfangs noch wie gewohnt über einsame, kurvige Bergstraßen, wurde es dann immer städtischer und voller, anstrengend, vor allem beim interessanten Fahrstil der Bosnier.

Über Sarajevo hing eine Glocke aus Abgasen, die das Atmen schwer machte. Nach einem Gewitter (der erste Regen in diesem Urlaub) war die Luft dann sauberer, dafür unfassbar feucht. Nun ja, heute ist ja nur Pause dran.

Wir gehen ein wenig durch die Nachbarschaft – irgendwie beklemmend, zu wissen, dass hier einer der größten Kriegsschauplätze war. Bisweilen man noch Einschusslöcher, und die Leute wirken verschlossen, es gibt überall Tore, Hunde und Überwachungskameras. Der Krieg scheint den Menschen in den Knochen zu stecken, auch nach Jahrzehnten.

Am nächsten Tag satteln wir die Roller und besichtigen das Tunnelmuseum, es geht um den geheimen Versorgungstunnel, der Sarajevo während der Belagerung das Überleben gesichert hat. Sehr beeindruckend, aber auch sehr verstörende Bilder.

Danach geht es an die Quelle der Bosna, ein schöner, weitläufiger Park am Stadtrand. Wirklich schön dort. Auf dem Weg sehen wir, dass Sarajevo durchaus auch weniger trostlose Vororte hat, als der in dem der Wohnmobilstellplatz ist.

Nach einer kleinen Pause geht’s in die Stadt, mit Bus und Bahn. Ein echtes Abenteuer, weil ein Teil der einzigen Straßenbahnlinie gesperrt ist und es Ersatzverkehr gibt.

Die Stadt ist sehr spannend. Sehr unterschiedliche Menschen, Ecken, Gerüche, prallen aufeinander, es gibt viel zu sehen und zu hören. Auf dem Markt verkaufen sie jede Menge Touri-Nippes, aber immer mal wieder auch schönes Kunsthandwerk und Mode aller Stilrichtungen.

Die alte Madrassa ist heute ein Museum. Wir erfahren viel darüber, dass das ganze religiöse Leben in Sarajevo auf eine sehr großzügige Stiftung zurückgeht.

Nach einem beeindruckenden Tag und leckerem Abendessen machen wir uns müde auf den Abenteuer-Heimweg.

Übrigens sind wir sehr froh, dass wir nicht den anderen Stellplatz bekommen haben, als wir den steilen Anstieg dorthin sehen. Der Heimweg bei der Hitze hätte so gar keinen Spaß gemacht.

Am Abfahrtstag fahren wir noch einmal auf den Berg und besichtigen die Bob-Bahn der Winter-Olympiade von 1984, die immer noch steht und auch Kriegsschauplatz war. So etwas haben wir beide noch nie aus der Nähe gesehen und sind sehr beeindruckt.

Übernachtung kostete 5€ je Nase, wirklich günstig für den tollen Service.

Für die 332 km haben wir 6h gebraucht.

Martin Brod

Heute soll es weiter gehen nach Bosnien und Herzegowina. Aber zu Ehren einer Freundin, die aus Slowenien stammt, machen wir noch schnell einen Abstecher in ihren Geburtsort. Einkaufen, Tanken und lecker Frühstücken (der Mann vom Lokal hat sich extra für uns etwas ausgedacht, normalerweise haben die da kein Frühstück, sehr nett) wird auch gleich erledigt, und auf geht es, einmal ohne Halt quer durch Kroatien.

Die Fahrt verläuft ereignislos, nicht einmal die Grenzkontrollen sind sonderlich spannend. Schnell ein paar Mark am Automaten abgehoben und weiter geht’s.

Wir haben viel über Bosnien gehört, schlechte Straßen, alles heruntergekommen, wüster Fahrstil. Alles Quatsch, irgendwie. Hier stehen halt keine Kirchen sondern meistens Moscheen, ansonsten alles wie auf der anderen Seite der Grenze in Kroatien.

Der Platz, den wir gerne gehabt hätten, war uns zu schwierig anzufahren. Der zweite schien uns nicht legal genug, so landeten wir schließlich auf einem Rafterplatz direkt an der Una, ein traumhaftes Örtchen, wir stehen wirklich direkt am Fluß und genießen bei fast 35°C das kühle Lüftchen, das hier weht.

Abends noch grillen, mit dem Pustegrill, den wir gerade lieben lernen. Einige der Platzbesucher sind mit einem Boot auf die andere Flussseite übergesetzt und unterhalten uns mit bosnischer Tanzmusik, das ist lustig und die gute Laune steckt an.

Einziger Wermutstropfen war, dass wir nicht auf der Uhr hatten, dass Bosnien nicht zur EU gehört und Herr Vodafone uns ungefragt für alle Geräte sauteure Tagesflats aktiviert hatte. Nun ja, später kann man ja darüber lachen…

Morgens sehr nett mit den Nachbarn geschnackt, freundliche Schweizer die viel zu erzählen haben. Dann los, die Wasserfälle gucken, die 7km Entfernung leren wir mal wieder mit den Rollern zurück. Eine kleine Wanderung (Anne noch ein Stückchen weiter), dann machen wir uns auf den Heimweg, Zeit für eine Pause.

Der Platz kostete gerade mal 10€ je Nacht, sehr fein.

Für die 330km haben wir beeindruckende 6 Stunden gebraucht.