Nach Gibraltar zu fahren muss ja irgendwie sein, wenn man schon mal hier ist. Auch Gibraltar ist ein Erinnerungsort, wo wir vor vielen Jahren mit Annes Tochter waren. Aber der Reihe nach. Zuerst einmal fahren wir nach Hässliches-Gewerbegebiet-in-der-Nähe-von-Algeciras. Da gibt es nämlich einen spanischen Rossmann, der original wie in Deutschland ist (inklusive deutscher Beschriftung auf den Produkten, Einkaufswagen usw.). Da gibt es Zahnpasta für Andrea und Gesichtscreme für Anne – besser ist das. Und wir halten an der örtlichen Mercedes-Werkstatt, den Reifendruck prüfen. Die LKW-Werkstatt schiebt uns dazwischen und Geld wollen sie auch keins. Das ist mal Service. Schnell noch ein paar Lebensmittel einkaufen und weiter nach La Linea de la Concepción, unserem heutigen Ziel.
Wir nehmen übrigens die mautfreie Küstenautobahn, die für Andrea viel anstrengender ist, weil wir erstaunt feststellen mussten, dass die Tunnel auf der Mautautobahn AP-7 keine Mobilfunkversorgung haben, die auf der kostenlosen A-7 aber schon.
Der Stellplatz ist eine nichtssagende Betonfläche, hat keinen Strom, ist mit 15€ aber günstig, ruhig und fühlt sich sicher an. Und dichter an Gibraltar geht echt nicht.
Abends machen wir bei strammem Wind eine Tour durch Hafen und Stadt – bei letzterer hat man aber eher nichts verpasst. Außer Gibraltar zu besuchen fällt uns kein Grund ein, warum mensch hier sein wollen könnte.
Am nächsten Morgen geht es los. Wir sind ein bisschen nervös, wegen Grezkontrollen und überhaupt, aber die Grenzer interessieren sich kaum für Touris. Nachdem wir am Flughafen gewartet haben – der Radweg geht ja übers Rollfeld – stürzen wir uns in das irre Verkehsgetümmel und arbeiten uns entlang der Westküste nach Süden, zum Leuchtturm. Viel gab es da zu sehen, auch drei Tunnel. Die e-Bikes machen einen guten Job, die Sonne scheint, wir haben es gut.
Nach dem Trubel in der Stadt empfinden wir die Südspitze als wohltuend ruhig. Ab und zu spuckt ein Bus ein paar Leute aus, die aber nicht lange bleiben. Was gibt es schon zu sehen? Eine grandiose Aussicht, den Blick nach Afrika, den Leuchtturm…schockt nicht 😉
Wir fahren an der Ostseite zurück. Hier ist es noch enger und noch weniger los. Wir halten aber an der Informationsstätte für die berühmten Höhlen. Wir kannten die tatsächlich nicht, aber sind fasziniert von der liebevollen Erklärung, was man in dreißig Jahren Forschung so herausgefunden hat über die Neandertaler in Gibraltar. Sehr spannend für uns Nicht-Geologen. Da konnten wir auch verschmerzen, dass wir die Höhlen selber nicht besuchen können – der Abstieg wäre extrem herausfordernd gewesen, und Kleidungsfasern von Touris brauchen die Archäologen da drin nun wirklich nicht.
Durch den langen, steilen Dudley Ward Tunnel geht es weiter. Gut, dass wir E-Bikes haben! In Catalan Bay machen wir eine Pause, ein malerisches Örtchen, ein bisschen wie ein Fischerdorf, und essen was undefinierbares im Fish & Chips Style.
Der Nordosten der Insel besteht aus Hochhäusern, Mülldeponien und ähnlichem, daher zischen wir direkt weiter in die Innenstadt. Sehr kommerziell, echt mal. Schmuckläden, Elektronik, Klamotten. Alles teuer, trotz Zollfreistatus. Und voll. Viele Menschen unterwegs, die Geld ausgeben wollen. Gefällt uns wenig, die Seitenstraßen schon eher.
Letzte Station für heute: der Botanische Garten. Eine Oase der Ruhe mitten in der Stadt, wir sitzen lange und schauen Schulkindern zu, die von der Schule kommen, der Seilbahn und gucken natürlich die liebevoll gestaltete Gartenanlage.
So, Schluss für heute. Noch was leckeres im Yachthafen, dann ab nach hause – natürlich wieder über den Flughafen.
Auch den zweiten Tag lassen wir ruhig angehen. Diesmal wissen wir, was wir wollen und machen uns direkt auf den Weg zum Cable Car. Die Tour mit Nature Reserve kostet 44 Pfund pro Nase, also knapp 50€. Nicht günstig, aber dafür ist halt auch alles drin. Also rauf mit der Bahn. Danach ist uns beiden mulmig vom Seilbahn fahren, also erstmal ein Kaffee im “Top of the Rock” Café, das seinem Namen alle Ehre macht, Rundumblick nach allen Seiten. Affen sitzen auch genug herum.
So gestärkt machen wir uns auf den Weg, die Attraktionen abzuarbeiten, wie sich das für ordentliche Touris gehört.
Auch St. Martin’s Cave schauen wir uns an. Sehr beeindruckend in ihrer Größe, nette Lichtshow.
Weiter geht’s, langsam wieder nach unten. Jede Menge Affen gucken, über Hängebrücken laufen, sowas. Wir ignorieren die Seilbahn nach unten (einfach zu voll) und gehen zu Fuß. Das ist schöner, aber wir sind 430 Höhenmeter später auch ganz schön platt.
Kaputt hin oder her, nach hause wollen wir noch nicht. Also lassen wir den Tag in einer Kneipe ausklingen, bevor wir uns auf den Heimweg machen.
Zurück in der EU wollten wir eigentlich noch schnell Geld holen – und geraten in irgend ein Fest, die ganze Stadt ist auf den Beinen, das hätten wir dem Nest gar nicht zugetraut.
Ein schöner Tag! Abends ziehen Schlechtwetterwolken auf, es wird Zeit, dass wir wegkommen.